Organisten lassen sich in Freckenhorst seit dem 17. Jahrhundert nachweisen. In den Annalen von Julius Schwieters (Nachrichten über Freckenhorst, S. 34 ff) wird mit dem Datum 16. Juli 1614 der Schulmeister Franz Hovelius genannt, der sich im Orgelspiel ausbildete. 1626, also in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, wird in einem kirchlichen Visitationsbericht protokollarisch festgehalten, dass die vorhandene Orgel nur ungenügend versorgt wurde und es weder einen Kalkanten noch einen Verwahrer gab. Der Ludimagister Jodocus Preckel berichtet, dass er auch Orgel spielen müsse. 1666 wird Joh. Arnold Elmendorf, Vikar an der St. Johannis-Präbende, als Organist aufgeführt. Die Stellen von Schulmeister und Organist wurden 1695 zusammengeführt, zunächst mit Johann Stafflage (bis 1701), dann mit Thomas Tombockum (bis 1747) und Jost Bernd Schopmann. Nach dessen Tod (1770) wurde seiner Tochter Hedwig die Schul- und Organistenstelle belassen unter der Bedingung, dass sie zwei tüchtige Vertreter (Substituten) stelle. Schon vor 1777 bis 1822 war Joh. Theodor Klostermann (mit dem sich Hedwig Schopmannn später verheiratete) Substitut für die Orgel. 1798 wurde die Lehrerstelle von der Organistenstelle wieder getrennt. Die damalige Äbtissin Franziska Luzia von Korff vermachte den beiden Stelleninhabern je 1000 Taler, dabei wurde auch der für den Betrieb der Orgel erforderliche Kalkant („Bülgetreter“) mit 350 Talern bedacht.
Aus den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts wird über jährliche Stimmungen der Orgel – bis 1837 – durch den Organisten Bernhard Klostermann berichtet, der 1849 verstarb. Die Stelle wurde mit dem Organisten Ignatz Ahlers aus Bocholt besetzt. 1872 wurde durch ihn der Pfarr-Cäcilienchor gegründet, zunächst als Vereinigung sangesfreudiger Männer. 1876 entstand durch die Förderung des musikliebenden Kaplans und späteren Pfarrverwalters Dr. Sprickmann-Kerkerinck ein gemischter Chor aus Knaben- und Männerstimmen. 1882 wurde die Chorleiterstelle an der Stiftskirche gegründet, die fortan mit der Organistenstelle verbunden blieb. Als erster trat sie der ehemalige Militärmusiker Franz Lenz an. Er leitete den Chor 45 Jahre lang und führt ihn zu großer überregionaler Anerkennung. Das Notenmaterial schrieb er zum großen Teil selbst. Unter ihm wurde 1907 erstmalig die Krüßingmesse mit Orchesterbegleitung gesungen. Dieser Brauch, im Festhochamt des Krüßingfestes eine Orchestermesse zu singen, wurde beibehalten und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem ständigen kirchenmusikalischen Höhepunkt für Freckenhorst und Umgebung.
Von 1927 bis 1942 wirkte Alfred Breitenstein als Organist und Chorleiter. Breitenstein begleitete auch den erneuten Umbau der alten Mencke-Orgel in den Jahren 1936-1937 durch die Firma Breil. Er verließ Freckenhorst 1942 nach einem Streit mit Mitgliedern des Kirchenvorstands, der durch einen ihm aufgezwungenen Wechsel der Musikkapelle beim Krüßingfest ausgelöst wurde, und übernahm eine Aufgabe im westmünsterländischen Stadtlohn. Zu dieser Zeit holte der damalige Pfarrer Prälat Birkenfeld Bernhard Enk sen. aus Homberg am Niederrhein an die Stelle des Chorleiters und Organisten. In seine Ägide fällt aufgrund des kriegsbedingten Ausfalls eines großen Teils der Männerstimmen der Zusammenschluss des bis dahin aus Knaben und Männern bestehenden Kirchenchores mit dem Damenchor. Ihm folgt nach Rückkehr aus der Gefangenschaft 1946 sein Sohn Bernhard Enk jun. In seiner Zeit wurden im Zuge der Umgestaltung der Stiftskirche zwischen 1957 und 1963 das alte Instrument und die Orgelempore entfernt, um die romanischen Arkadenöffnungen aus der Erbauungszeit der Kirche freizulegen. Der Cäcilienchor erlebte unter der Leitung von Bernhard Enk jun. in der Nachkriegszeit einen großen Aufschwung; zeitweilig zählte er über 100 aktive Sängerinnen und Sänger.
Nach seinem altersbedingten Ausscheiden 1983 übernahm Heribert Pieper die Organistenstelle, der sie bis 1992 innehatte. Für ihn war es die erste hauptamtliche Kirchenmusikerstelle nach dem Kirchenmusik-Studium an der Musikhochschule Dortmund. Ihm folgte ab 01.08.1992 Ulrich Grimpe, der sein Orgelstudium in Regensburg und Detmold mit A-Examen absolviert hatte. In seiner Zeit erfolgte 1955 eine gründliche Überholung und Reinigung der Orgel. 2003 wechselte Grimpe zum Bistum auf die Stelle des Leiters des Referats Kirchenmusik und als Orgelsachverständiger. Als solcher war er 2016 maßgeblich an der Vorbereitung beim Neubau der neuen Seifert-Orgel und an der Erstellung der Disposition beteiligt. Vom ihm übernahm am 01.04.2003 Martin Geiselhart aus Schwaben, der in Rottenburg und Würzburg Kirchenmusik studiert und mit Meisterdiplom abgeschlossen hatte, das Amt des Stiftskantors bis zum 31.08.2016; er wechselte dann an die St. Agatha-Kirchengemeinde in Gronau-Epe.
Am 01.04.2017 trat mit Agata Lichtscheidel aus Sendenhorst zum ersten Mal eine Frau die Stelle des Organisten und Chorleiters in Freckenhorst an. Als Stiftskantorin und Vorstandsmitglied des Orgelbauvereins war sie auch an der Planung und Gestaltung der Orgelkonzerte in der Stiftskirche („Sonntagskonzerte in St. Bonifatius“) beteiligt und tat als Konzertorganistin auf. Im Frühjahr 2023 zog sie mit ihrer Familie um nach Landsberg in Bayern, wo ihr Ehemann eine neu Organistenstelle antrat.
Im Oktober 2023 trat Alexander Rohm den Dienst als Kirchnmusiker unserer Pfarrgemeinde an. Ausgebildet wurde er in seiner Heimatpfarrei in Fulda, am Kirchenmusikinstitut im Bistum Fulda und im Rahmen des Kirchenmusikstudiums an der Hochschule für Kirchenmusik in Rottenburg am Necker (Abschlussprüfung im Studiengang „Bachelor kath. Kirchenmusik“). Er erhielt zusätzlich eine Ausbildung zum Orgelsachverständigen und zum Pop-Bandleiter.
Quellen:
Julius Schwieters: Das Kloster Freckenhorst und seine Äbtissinen, Warendorf 1903
Ders.: Nachrichten über Freckenhorst, Hrsg. Wilhelm Grabe unter Mitarbeit von Walter Schüller (Warendorf 1993)
Festschrift 1100 Jahre Freckenhorst, 1951
Festschrift 100 Jahre Cäcilienchor St. Bonifatius – 1972
„Kirche und Stift Freckenhorst“ – Jubiläumsschrift zur 850. Wiederkehr des Weihestages der Stiftskirche in Freckenhorst am 04. Juni 1979
Schriftreihe des Freckenhorster Heimatvereins
Heft 3, Mai 1983:
Klaus Gruhn – Zur Geschichte der Orgeln in der Freckenhorster Stiftskirche
Franz-Josef Risse – 130 Jahre Kirchenmusik in Freckenhors